Alkoholprävention & Sport für Menschen mit Beeinträchtigungen

Warum Alkohol im Sport nichts verloren hat

Aufklärung und Prävention

ISAMB klärt über die Gefahren und Risiken von Alkoholkonsum auf. Wir helfen dabei, Anzeichen eines problematischen Konsums bei den anderen aber auch bei sich selbst zu erkennen und informieren über Unterstützungsangebote. Diese Webseite kann eingesetzt werden, um Gespräche und Diskussionen zum Thema Alkohol anzustossen.

Zielgruppe

ISAMB spricht sowohl Menschen im Behinderten- als auch im Regelsport an. Das können die Teilnehmende, Leitende, Vereinsfunktionäre, Angehörige, betreuende oder begleitende Personen sein.

Inklusion, Partizipation & Selbstbestimmung

Die gesellschaftliche Inklusion sowie Partizipation öffnen auch Menschen mit Beeinträchtigungen die Türen zur Selbstbestimmung betreffend Alkoholkonsum. Alkohol ist leicht zugänglich, gesellschaftlich breit akzeptiert und jeder kann nun selbst über seinen Konsum entscheiden. Diese Entwicklung birgt auch Gefahren und Risiken.

Ziel

Wir wollen das Thema Alkoholkonsum offen und ohne Vorurteile behandeln. Jeder Mensch - unabhängig, ob beeinträchtigt oder nicht - soll den gleichen Zugang zu Unterstützungsangeboten haben. Durch Aufklärung, Sensibilisierung und Befähigung soll das Thema Alkohol im und rund um den Sport kein Problem mehr werden.

 

Was ist das Problem?

Alkoholkonsum und seine Herausforderungen

Alkoholkonsum ist weit verbreitet und kann auch für Menschen mit Beeinträchtigungen problematisch werden. In einer inklusiven Gesellschaft gewinnen Selbstbestimmung und Teilhabe an Bedeutung – auch im Umgang mit Alkohol. Diese Webseite unterstützt dabei, Risiken zu verstehen, problematisches Verhalten zu erkennen und Hilfsangebote zu nutzen, und fördert einen offenen, vorurteilsfreien Umgang.

Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet und kann schleichend vom unproblematischen Trinken in problematischen Konsum übergehen. Lange Zeit war der Behindertensport eine abgeschottete Welt mit wenig Berührungspunkten zum Breitensport. Menschen mit Beeinträchtigungen wurden oft kritisch im Zusammenhang mit Alkoholkonsum betrachtet, und Präventionsmassnahmen richteten sich selten an sie.

In einer inklusiveren Gesellschaft gewinnen Selbstbestimmung und Teilhabe an Bedeutung – auch im Umgang mit Alkohol. Menschen mit Beeinträchtigungen entscheiden zunehmend selbst, ob und wie viel sie trinken, etwa in geselliger Runde nach dem Training. Doch Alkoholkonsum kann für alle, unabhängig von Beeinträchtigungen, zum Problem werden.

Diese Webseite unterstützt Sportler, Angehörige, Betreuende und Leitende dabei, die Risiken von Alkoholkonsum zu verstehen, problematisches Verhalten zu erkennen und Hilfsangebote zu nutzen. Sie ermutigt zu einem offenen, vorurteilsfreien Umgang mit dem Thema und betont die Bedeutung von Inklusion und gegenseitigem Verständnis. Ziel ist es, allen Menschen – unabhängig von ihren Fähigkeiten – Zugang zu den nötigen Ressourcen zu ermöglichen und so ein gesundes, erfülltes Leben zu fördern.

Was ist ISAMB?

Das Projekt ISAMB – Inklusion im Sport: Alkoholprävention mit Menschen mit Beeinträchtigungen wird vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) geleitet. Die Inhalte wurden zusammen mit Leitenden und Teilnehmenden der Sportangeboten vom Behindertensport entwickelt. Das ISGF ist ein assoziiertes Institut der Universität Zürich sowie ein Kollaborationszentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Bereich des Substanzmittelmissbrauchs. Die führenden Schweizer Behindertensportverbänden – PluSport Schweiz, Procap Sport Schweiz sowie Rollstuhlsport Schweiz – begrüssen und unterstützen das Projekt. Das Projekt wird durch den nationalen Alkoholpräventionsfonds (APF) finanziell unterstützt.

Problematischer Alkoholkonsum

Übersicht

Menschen mit und ohne Beeinträchtigung können gleichermassen von problematischem Alkoholkonsum betroffen sein. Gründe für einen problematischen Konsum sind oft soziale Isolation, Stress, Traumaverarbeitung oder fehlender Zugang zu passender Unterstützung.

Wer ist betroffen?  Problematischer Alkoholkonsum kann jede Person betreffen – egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung. Studien zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen häufig ähnliche oder sogar höhere Raten von Alkoholkonsum aufweisen als Menschen ohne Beeinträchtigungen.

Warum ist das so? Das kann viele Gründe haben: soziale Isolation, Einsamkeit oder psychischer Stress. Auch ein eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsangeboten oder Suchtberatung kann eine Rolle spielen. Ebenso können chronische Schmerzen oder Beschwerden, die oft mit einer Beeinträchtigung einhergehen, den Alkoholkonsum erhöhen und die Gefahr einer Abhängigkeit steigern.

Was ist wichtig zu wissen? Nicht jeder Alkoholkonsum ist problematisch. Im Sport hat Alkohol jedoch keinen Platz. Dennoch wird der Umgang mit Alkohol in Sportvereinen rund um Sport – zum Beispiel nach dem Sport – oft als Teil der Eigenständigkeit und Selbstbestimmung betrachtet.

Bewusster Umgang mit Alkohol:  Alkohol bewusst zu geniessen bedeutet, achtsam zu trinken – mit Freude, aber ohne Übermass. Kleine Mengen gelten als risikoarm, sind jedoch nicht risikofrei und können bei regelmässigem Konsum der Gesundheit schaden. Die sicherste Wahl ist, keinen Alkohol zu trinken. Häufiger und hoher Konsum gefährdet die Gesundheit und kann schwere Folgen haben. Selbst wer viel trinkt, ohne betrunken zu wirken, schadet seinem Körper. Mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche schonen den Organismus.

Rolle der Vereine: Sportangebote bieten wichtige soziale Kontakte und Möglichkeiten zur Selbstbestimmung, können aber auch das Konsumverhalten beeinflussen. Vor allem, wenn bei Vereinsveranstaltungen oder nach dem Training regelmässig Alkohol konsumiert wird. Hier müssen sowohl die Leitenden als auch die Mitglieder im Verein ihre Verantwortung wahrnehmen.

Was passiert im Körper, wenn man Alkohol konsumiert?

Alkoholaufnahme im Körper: Alkohol wird hauptsächlich im Dünndarm aufgenommen (80%) und verteilt sich über die Leber durch den Blutkreislauf im ganzen Körper, besonders im Gehirn und in der Leber.

Wirkung von Alkohol: Alkohol beeinflusst das Gehirn und damit wichtige Botenstoffe. Auswirkungen von Alkohol im Gehirn sind Beruhigung, Enthemmung und Euphorie. Die Koordination kann auch gestört werden.

Abbau von Alkohol: Alkohol wird hauptsächlich in der Leber abgebaut. Ein kleiner Teil wird über Atem, Schweiss und Urin ausgeschieden.

Körperliche Auswirkungen: Alkohol kann Magen, Herz-Kreislauf-System, Leber und Immunsystem beeinträchtigen. Langfristig kann er ernsthafte gesundheitliche Schäden verursachen.

Psychische und soziale Auswirkungen: Kurzfristig wirkt Alkohol entspannend, kann aber zu riskantem Verhalten, Impulsivität und emotionalen Schwankungen (Aggressionen) führen. Langfristiger Konsum kann zu Abhängigkeit und sozialen Problemen führen.

Unterschiede zwischen Männer und Frauen: Dieselbe Menge Alkohol erreicht bei Frauen eine höhere Konzentration im Blut als bei Männern, weshalb Frauen sensibler auf Alkohol reagieren.

Beim Alkoholkonsum wird dieser hauptsächlich im Magen (20 %) und Dünndarm (80 %) aufgenommen und gelangt über die Leber in den Blutkreislauf. Dort verteilt er sich, besonders in wasserreichen Organen wie Gehirn und Leber. Alkohol beeinflusst Botenstoffe im Gehirn, löst Glücksgefühle aus, kann jedoch auch die Koordination stören und zu Enthemmung führen.

Der Abbau erfolgt überwiegend in der Leber: Alkohol wird zunächst zu Acetaldehyd, dann zu Essigsäure und schließlich zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut. Ein kleiner Teil wird über Atem, Schweiss und Urin ausgeschieden. Ein Standardglas Alkohol benötigt etwa zwei bis drei Stunden zum Abbau, wobei Faktoren wie Geschlecht, Gewicht und Genetik die Geschwindigkeit beeinflussen. Frauen reagieren aufgrund ihres geringeren Wasseranteils schneller und stärker auf Alkohol.

Alkohol wirkt auf viele Organe: Er reizt den Magen, kann Herzprobleme und Leberschäden verursachen, das Immunsystem schwächen und den Blutdruck beeinflussen. Psychisch wirkt er zunächst entspannend, erhöht jedoch die Risikobereitschaft, fördert Aggressionen und kann langfristig zu Abhängigkeit führen, was soziale Konflikte und Isolation verstärken kann.

Was ist Mischkonsum?

Mischkonsum bezeichnet die Kombination mehrerer Substanzen, wie Alkohol, Nikotin, Cannabis oder Medikamente, die Körper und Psyche beeinflussen. Diese Kombinationen können unvorhersehbare Wirkungen haben, die den Körper stark belasten, Organe schädigen oder sogar zu Organversagen führen. Besonders gefährlich ist der Mischkonsum von Alkohol und Medikamenten, da Alkohol deren Wirkung verändern oder Nebenwirkungen verstärken kann.

Menschen mit Beeinträchtigungen, die regelmässig Medikamente einnehmen, sind besonders gefährdet, da die Wirkung der Medikamente oft länger anhält. Sport kann die Belastung zusätzlich erhöhen und gefährliche Situationen hervorrufen. Im Zweifel sollte auf Mischkonsum verzichtet und ärztlicher Rat eingeholt werden.

Folgend sind einige Beispiele von Mischkonsum und deren Wirkungen beschrieben.

Medikamenten-gruppe

Beispiel Medikament

Auswirkung bei Kombination mit Alkohol: Alkohol …

Schmerzmittel

Paracetamol (z.B. Panadol, Dafalgan),

Ibuprofen (z.B. Brufen, Algifor),

Opioide (z.B. Oxycodon, Tramadol, Tilidin)

Kann die Leber stark belasten.

Kann das Risiko für Magenblutungen erhöhen, wenn es mit Alkohol kombiniert wird

Beruhigungs- und Schlafmittel (z.B. Benzodiazepine)

Diazepam (Valium)

Verstärkt die beruhigende Wirkung, was gefährlich sein kann. Im schlimmsten Fall kann es zum Aussetzen des Atems und zum Tod führen

Lorazepam (Temesta)

Antidepressiva (Gegen schlechte Stimmung)

Sertralin (Zoloft)

Kann die Wirkung beeinflussen und die Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit verstärken und die Stimmung verschlechtern.

Venlafaxin (Efexor)

Lithium

Antihistaminika (Gegen Allergien)

Diphenhydramin (Benadryl)

Kann Schläfrigkeit und Müdigkeit verursachen, die durch Alkohol verstärkt wird.

Cetirizin (Zyrtec)

Blutdruckmittel (z.B. Betablocker)

Metoprolol (Beloc ZOK)

Kann den Blutdruck zusätzlich senken und so zu Schwindel und Ohnmacht führen.

Enalapril (Reniten)

Antibiotika

Metronidazol (Flagyl)

Kann starke Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen.

Linezolid (Zyvoxid)

In Kombination mit Alkohol können Blutdruckschwankungen auftreten.

Diabetes-Medikamente

Insulin (z.B. Humalog, Lantus)

Kann den Blutzuckerspiegel unvorhersehbar beeinflussen.

Metformin (Glucophage)

Kann zu einer gefährliche Ansammlung von Milchsäure im Blut führen und starke Müdigkeit, Übelkeit und Atemprobleme verursachen.

Neuroleptika (Antipsychotika)

Quetiapin (Seroquel)

Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verstärken und das Unfallrisiko erhöht.

Olanzapin (Zyprexa)

Verstärkt die sedierende Wirkung und kann Atemprobleme verursachen

Antikoagulantien (Blutverdünner)

Warfarin (Coumadin)

Kann die blutverdünnende Wirkung verstärken, was das Risiko von Blutungen erhöht.

Rivaroxaban (Xarelto)

Muskelrelaxanzien (zur Entspannung der Muskulatur)

Baclofen (Lioresal)

Kann die sedierende Wirkung verstärken, was zu starker Schläfrigkeit und Muskelschwäche führen kann

Tizanidin (Sirdalud)

Spasmolytika (Krampflösend)

Butylscopolamin (Buscopan)

Kann die Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Schwindel verstärken.

Oxybutynin (Ditropan)

Antitussiva

(Gegen Husten)

Codein, Dextromethorphan (z.B. Bexin®)

Kann das Risiko für Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen, Gedächtnisstörungen, Bewusstlosigkeit und Erbrechen deutlich erhöhen.

Antiepileptika

(Gegen epileptische Anfälle)

Ethosuximid (z.B. Petinimid)

Gabapentin

Kann Nebenwirkungen wie Schwindel, Schläfrigkeit, Verwirrung und Konzentrationsschwierigkeiten verstärken.

Stimulantien des zentralen Nervensystems

 

Methylphenidat (z.B. Ritalin)

Kann Nebenwirkungen des Nervensystems wie Schläfrigkeit, Angstzustände, Depressionen und Krampfanfälle verstärken. Bei lang wirkenden Formen kann Alkohol eine plötzliche Freisetzung grosser Mengen des Medikaments auslösen.

Was kann zur Entwicklung eines problematischen Alkoholkonsums beitragen?

Es gibt verschiedene Situationen, die das Risiko erhöhen können, dass jemand einen problematischen Umgang mit Alkohol entwickelt. Rechts sind die häufigen Faktoren aufgeführt.

Bewältigung von Stress: Menschen mit Beeinträchtigungen stehen oft vor grossen Herausforderungen im Alltag. Manchmal wird Alkohol genutzt, um mit Stress, Angst oder Frustration umzugehen. Das erhöht das Risiko für eine Abhängigkeit.

Soziale Isolation oder Ausgrenzung: Viele Menschen mit Beeinträchtigungen erleben soziale Isolation oder Ausgrenzung. Alkohol wird dann häufig genutzt, um soziale Hemmungen zu lösen. Das kann besonders dann zur Abhängigkeit führen, wenn die soziale Unterstützung fehlt.

Psychische Gesundheit: Es besteht eine enge Verbindung zwischen Beeinträchtigungen und psychischen Erkrankungen wie Depression und Angst. Alkohol kann kurzfristig diese Symptome lindern. Aber auf Dauer kann Alkohol die psychische Gesundheit verschlechtern und Depressionen verstärken.

Trauma: Viele Menschen mit Beeinträchtigungen haben traumatische Erlebnisse. Manchmal wird Alkohol genutzt, um mit belastenden Erinnerungen umzugehen und den dadurch ausgelösten Stress zu lindern.

Schmerz: Viele Menschen mit Beeinträchtigungen haben chronische Schmerzen. Alkohol kann den Schmerz kurzfristig lindern, aber langfristig die Gesundheit schädigen. Der Körper gewöhnt sich an den Alkohol, was zu einer höheren Dosis und einer Abhängigkeit führen kann. Oft verstärken sich die Schmerzen dann sogar.

Selbstmedikation: Manchmal wird Alkohol wie ein Medikament gegen bestimmte körperliche oder psychische Beschwerden genutzt. Auch dieses Verhalten kann langfristig zur Abhängigkeit führen.

Wie man problematischen Konsum bei sich selbst erkennt

Manchmal bemerken wir es nicht, dass unser Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen problematisch wird. Es gibt jedoch Anzeichen, die darauf hinweisen können.

Mehr trinken als geplant: Wenn du oft mehr trinkst, als du eigentlich wolltest, oder immer mehr Alkohol brauchst, um die gleiche Wirkung zu erzielen, kann das ein Warnsignal sein.

Gedanken ums Trinken: Wenn du häufig darüber nachdenkst, wann du das nächste Mal trinken kannst, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass dein Konsum problematisch wird.

Probleme im Alltag: Wenn dein Alkoholkonsum Schwierigkeiten in der Arbeit, Schule oder in deinen Beziehungen verursacht, solltest du aufmerksam werden. Auch wenn du in unpassenden Momenten trinkst – wie früh am Tag oder vor dem Training – ist das ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt.

Trinken, um Probleme zu vergessen: Wenn du Alkohol nutzt, um Stress oder Sorgen zu verdrängen, könnte das ein Zeichen für problematischen Konsum sein. Alkohol löst die Probleme nicht, sondern überdeckt sie nur.

Beeinträchtigung von Hobbys: Wenn du bemerkst, dass du lieber trinkst, anstatt deinen Hobbys, wie Sport, nachzugehen, kann das ebenfalls ein Alarmzeichen sein.

Solltest du solche Muster bei dir feststellen, zögere nicht, Unterstützung zu suchen. Sprich mit jemandem, dem du vertraust, oder wende dich an eine Ärztin oder einen Berater. Es ist nie zu spät, sich Hilfe zu holen.

Um besser abzuschätzen, ob dein Alkoholkonsum riskant ist, kannst du diesen international anerkannten Fragebogen (AUDIT) anwenden: Alkohol-Selbsttest (12 Fragen)

Wie man einen problematischen Konsum bei einer anderen Person erkennt

Problematischer Alkoholkonsum bei anderen Personen zu erkennen, ist oft nicht einfach. Grundsätzlich gilt: Alle vorher genannten Zeichen für einen problematischen Konsum können auch bei anderen Personen ein Hinweis sein.

  • Häufiges Trinken, möglicherweise täglich oder mehrmals wöchentlich
  • Schwierigkeiten im Alltag, wie Probleme bei der Arbeit oder in der Schule
  • Streit oder Probleme in Beziehungen zu Freunden und Familie
  • Veränderungen in der Stimmung, wie Reizbarkeit oder Wutausbrüche
  • Alkohol trinken, um mit Stress und Traurigkeit klarzukommen
  • Trinken in gefährlichen oder unpassenden Situationen, z.B. vor dem Autofahren oder vor dem Sport
  • Häufige körperliche Beschwerden, wie Kopfschmerzen oder Schlafprobleme
  • Verheimlichen des Konsums, Lügen über die Menge oder heimliches Trinken
  • Vernachlässigung von Interessen und Hobbys, die früher wichtig waren

Solltest du diese Zeichen bei jemandem bemerken, ist es wichtig, einfühlsam und ohne Vorurteile vorzugehen. Sprich deine Sorgen in einem offenen und unterstützenden Gespräch an und ermutige die Person, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist entscheidend, dass die Person weiss, dass sie nicht allein ist und dass Unterstützung verfügbar ist. Weitere Informationen findest du im Abschnitt Unterstützung

Was kann ich im Sport machen, wenn jemand alkoholisiert erscheint?

Grundsätzlich hat Alkohol im Sport nichts verloren. Es ist wichtig, aufmerksam zu sein, egal in welcher Funktion du dabei bist. Wenn du denkst, dass jemand alkoholisiert ist, gibt es Möglichkeiten, respektvoll und sicher zu reagieren.

  • Sicherheit zuerst: Beobachte die Situation und achte darauf, ob die Person unsicher wirkt oder eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt.
  • Diskrete Ansprache: Sprich die Person ruhig und privat an, ohne sie vor anderen blosszustellen.
  • Nicht weiter teilnehmen lassen: Stelle sicher, dass die Person nicht weiter an der sportlichen Aktivität teilnimmt.
  • Unterstützung anbieten: Lass die Person nicht allein und schliesse sie nicht aus. Biete Hilfe an, z.B. Wasser, ruhigen Platz zum Ausruhen, Begleitung nach Hause.
  • Professionelle Hilfe: Informiere andere Verantwortliche oder Sicherheitskräfte, wenn nötig.
  • Nachbereitung: Bespreche später die Risiken von Alkoholkonsum und biete Ressourcen zur Unterstützung an.

Falls die Person regelmässig alkoholisiert ist, ermutige sie, professionelle Unterstützung oder Beratungsdienste in Anspruch zu nehmen. In allen Schritten ist es wichtig, empathisch und unterstützend zu handeln, ohne zu urteilen. Dein Ziel sollte sein, die Sicherheit der Person und der Gruppe zu gewährleisten und gleichzeitig Unterstützung anzubieten.

Mythen über Alkohol und Sport

Hier sind einige verbreitete Mythen über Alkohol und seine Auswirkungen auf den Sport. Es ist wichtig, die Wahrheit hinter diesen Mythen zu kennen, um gesunde Entscheidungen treffen zu können.

1. Alkohol verbessert die sportliche Leistung und das Selbstvertrauen

    • Falsch: Alkohol verbessert die sportliche Leistung.
    • Wahr: Alkohol verschlechtert die sportliche Leistung und erhöht die Verletzungsgefahr. Er verlangsamt deine Reaktionszeit und beeinträchtigt die Koordination, was im Sport gefährlich sein kann.

Es wird oft geglaubt, dass Alkohol die sportliche Leistung steigern und das Selbstvertrauen erhöhen kann. Dies ist jedoch ein Mythos. Tatsächlich verschlechtert Alkohol die sportliche Leistung erheblich. Alkohol verlangsamt die Reaktionszeiten, beeinträchtigt die Koordination und erhöht das Risiko für Verletzungen. Dies kann besonders gefährlich sein, wenn man körperlich aktiv ist oder Sport treibt, da schnelle und präzise Bewegungen erforderlich sind.

2. Die Art des Alkohols ist entscheidend

    • Falsch: Es gibt einen Unterschied zwischen alkoholischen Getränken oder ob man gegessen hat.
    • Wahr: Die Menge des Alkohols ist entscheidend. Ob du Wein, Bier oder Schnaps trinkst, macht keinen Unterschied für die Wirkung des Alkohols auf deinen Körper. Auch die Nahrungsaufnahme ändert nichts daran, dass zu viel Alkohol schädlich ist.

Manche Menschen denken, dass die Art des alkoholischen Getränks oder das Essen vor dem Trinken einen Unterschied macht. In Wirklichkeit ist die Menge des konsumierten Alkohols der entscheidende Faktor. Ob du nun Wein, Bier oder Schnaps trinkst, der Körper verarbeitet Alkohol auf die gleiche Weise. Auch wenn du vorher gegessen hast, ändert das nichts daran, dass Alkohol in grossen Mengen schädlich ist.

3. Ein Bier nach dem Sport hilft bei der Regeneration

    • Falsch: Bier nach dem Sport hilft dem Körper sich zu erholen.
    • Wahr: Alkohol führt zu einem höheren Flüssigkeitsverlust und beeinträchtigt die Muskelheilung. Statt die Regeneration zu fördern, kann Alkohol diese erschweren.

Es gibt den Mythos, dass ein Bier nach dem Sport die Regeneration unterstützen kann. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Alkohol hat eine diuretische Wirkung, was bedeutet, dass er den Flüssigkeitsverlust erhöht und die Hydratation beeinträchtigt. Dies kann die Muskelheilung behindern und die Erholung nach dem Sport erschweren. Für eine bessere Regeneration sind Wasser und isotonische Getränke wesentlich effektiver.

4. Sport kompensiert die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Alkohol

    • Falsch: Sport gleicht die schlechten Effekte von Alkohol aus.
    • Wahr: Sport kann die negativen Effekte von Alkohol nicht ausgleichen. Auch regelmässiges Training schützt nicht vor den schädlichen Auswirkungen von Alkohol.

Es wird oft behauptet, dass regelmässiger Sport die negativen Effekte von Alkohol aufheben kann. Das ist jedoch nicht zutreffend. Auch wenn du regelmässig trainierst, bleiben die gesundheitlichen Risiken von Alkohol bestehen. Alkohol hat viele schädliche Auswirkungen auf den Körper, wie zum Beispiel auf die Leber und das Herz-Kreislaufsystem, die durch Sport allein nicht ausgeglichen werden können.

5. Massvoller Alkoholkonsum vor dem Training ist ungefährlich

    • Falsch: Ein moderater Alkoholkonsum vor dem Training hat keine negativen Auswirkungen.
    • Wahr: Auch kleine Mengen Alkohol erhöhen das Risiko für Verletzungen im Sport. Alkohol beeinträchtigt Reaktionsfähigkeit, Gleichgewicht und kann zu impulsiven Handlungen führen.

Der Mythos, dass ein moderater Alkoholkonsum vor dem Training keine negativen Auswirkungen hat, ist ebenfalls falsch. Schon geringe Mengen Alkohol können die Reaktionsfähigkeit und das Gleichgewicht beeinträchtigen, was das Verletzungsrisiko erhöht. Alkohol kann auch die Emotionalität und Impulsivität steigern, was zu unbedachten und möglicherweise gefährlichen Entscheidungen während des Trainings führen kann.

Indem du diese Mythen erkennst und die Fakten kennst, kannst du gesündere Entscheidungen für deinen Sport und deine Gesundheit treffen.

Unterstützung

Angebote in der Schweiz

In der Schweiz gibt es viele Möglichkeiten, Unterstützung bei Alkoholproblemen zu finden. Unten sind einige Optionen, die dir oder jemandem, der Unterstützung benötigt, zur Verfügung stehen.

Ärzte und Gesundheitszentren

Hausärztinnen und Hausärzte sind eine der ersten möglichen Anlaufstellen. Sie können über die gesundheitlichen Auswirkungen informieren und an Spezialisten weiterleiten. Viele Krankenhäuser und Gesundheitszentren bieten auch spezielle Programme für Menschen mit Alkoholproblemen an.


Suchtberatungsstellen

In der Schweiz gibt es zahlreiche Beratungsstellen, die auf Alkoholprobleme spezialisiert sind. Diese bieten anonym und kostenlos Unterstützung an. Eine dieser Organisation ist das Blaue Kreuz. Das Blaue Kreuz bietet Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige in 17 Kantonen an. Darüber hinaus gibt es fast in allen Regionen lokale Sucht- & Präventionsstellen, welche ebenfalls Unterstützung, Beratung und das Weiterleiten anbieten. Diese findet man im Internet unter: www.blaueskreuz.ch/beratung


Selbsthilfegruppen

Gruppen wie die Anonymen Alkoholiker (AA) haben in der Schweiz viele Treffen, wo man sich mit anderen Betroffenen austauschen und Unterstützung finden kann. Auf der Website findest du weitere Informationen: anonyme-alkoholiker.ch.

Es gibt auch viele weitere Organisationen und Selbsthilfegruppen in der Schweiz, welche Leute bei verschiedenen Herausforderungen unterstützen und einen Rat geben können. Auf der Website der Stiftung «Selbsthilfe Schweiz» sind rund 2‘800 Selbsthilfegruppen zu über 300 gesundheitlichen, psychosozialen und sozialen Themen sowie kostenlose Beratung, Begleitung und Unterstützung von 22 regionale Selbsthilfezentren aufgeführt: Schweizer Selbsthilfegruppen.


Telefonhotlines

Die Dargebotene Hand ist eine bekannte Hotline in der Schweiz, die rund um die Uhr erreichbar ist. Sie bietet sofortige Unterstützung und Beratung im Notfall unter der Telefonnummer 143 und auch im Internet unter www.143.ch.


Online-Ressourcen

Im Internet gibt es viele hilfreiche Webseiten mit umfassenden Informationen und Unterstützung zum Thema Alkoholkonsum.Die Web-Plattform SafeZone.ch (www.safezone.ch) bietet anonyme Online-Beratungen, einen Selbsttest zur Einschätzung des Alkoholkonsums sowie Informationen und «Fragen und Antworten» zu Alkohol und anderen Suchtformen.

Unterstützung bei Tabak- oder Nikotinabhängigkeit findet man auf stopsmoking, der nationalen Plattform zur Unterstützung beim Tabak- und Nikotinausstieg (www.stopsmoking.ch). Nebst umfassenden Informationen, praktischen Tipps und Selbstmanagement-Tools kann man dort von einer persönlichen Beratung und Begleitung durch das Beratungsangebot stopsmoking profitieren. Die professionellen Beratungen sind kostenlos und können telefonisch und online in Anspruch genommen werden.

Eine Beratungsstelle zu Suchtfragen kann direkt in der eigenen Region gefunden werden. Dafür bietet Infodrog, die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht, eine Adressen-Datenbank mit praktischer Suchfunktion an: den Suchtindex (www.suchtindex.ch)

Für Leitende und Jugendliche bietet die Website von «cool and clean» zahlreiche Informationen zum Thema Alkohol, Tabak und anderen Substanzen. Hier können auch Anleitungen gefunden werden, wie Prävention zu verschiedenen Themen spielerisch thematisiert werden kann, z.B. zum Thema Alkohol: www.coolandclean.ch/de/themen/alkohol.

Selber helfen

Wenn du jemandem Unterstützung anbieten möchtest:

Wenn du den Verdacht hast, dass jemand ein Problem mit Alkohol oder Drogen hat, ist es wichtig, das Thema neutral und einfühlsam anzusprechen. Unten findest du einige Tipps, wie du vorgehen kannst:

  • Ruhe bewahren: Wähle einen ruhigen und privaten Ort für das Gespräch. Vermeide es, die Person vor anderen blosszustellen.
  • Einfühlsam sein: Sprich die Person direkt und freundlich an. Zeige Verständnis und dass du unterstützen möchtest, ohne Vorwürfe oder moralische Bewertungen zu machen.
  • Aktiv zuhören: Höre der Person aufmerksam zu und zeige Verständnis für ihre Situation.
  • Informationen anbieten: Gib Informationen zu Beratungsstellen und Unterstützungsmöglichkeiten weiter, respektiere aber die Privatsphäre und Entscheidungsfreiheit der Person.

Hier einige mögliche Gesprächseinstiege:

„Ich mache mir ein bisschen Sorgen um dich und wollte mal hören, wie es dir geht.“

„Ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit oft trinkst, und frage mich, ob alles in Ordnung ist.“

„Es gibt gute Beratungsstellen und Gruppen, die unterstützen können. Vielleicht können wir zusammen schauen, was für dich passen könnte.“

„Ich möchte dich gerne unterstützen und bin hier, wenn du mit jemandem reden möchtest.“

Es ist wichtig, in all diesen Situationen empathisch und unterstützend zu handeln, um die beste Hilfe zu leisten und das Wohl der Person zu fördern.

Weitere Informationen

  • Wie Sucht entsteht: Informationen von Cool & Clean zur Entwicklung von Suchterkrankungen zum Artikel.
  • Sucht Schweiz – Zahlen und Fakten: Aktuelle Daten und Hintergründe zum Alkoholkonsum in der Schweiz Sucht Schweiz.
  • Alkoholkonsum.ch: Informationen zum risikoarmen Konsum und Hilfsangeboten Alkoholkonsum.ch
  • Faltblatt „Was sollte ich über Alkohol wissen?“: Übersichtliche Informationen zu Risiken und Wirkungen von Alkohol zum Faltblatt
  • MyDrinkControl: Online-Selbsttest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums zum Test.
  • NoA-Coach-App: Digitale Unterstützung bei Alkoholproblemen
    Der NoA-Coach ist eine App, die Menschen mit Alkoholproblemen begleitet und Rückfälle verhindert. Sie kombiniert digitale Hilfe mit persönlicher Beratung durch Suchtfachstellen. Mehr unter: noa-coach.ch

Du möchtest in deiner Umgebung über die Gefahren und Risiken vom Alkoholkonsum sprechen?

Hier sind die hilfreiche Unterlagen aus dem Projekt:

Team

Foto Corina

Dr. phil. hist. Corina Salis Gross

Projektsteuerung, Supervision

Foto Nikolai

Dr. phil. Nikolai Kiselev

Operative Projektleitung

Foto Simon

Simon Amsler

Projektmitarbeit

Foto Olivia

Olivia Studhalter

Projektmitarbeit

Foto Linus

Linus Hany

Projektmitarbeit

Foto Florence

Florence Epiney

Projektmitarbeit

Foto Jeannine

Jeannine Jaggi

Projektmitarbeit

Partizipatives Projektberatungsteam:

Alexandra Zimpfer, Armin Köhli, Florence Epiney, Ivan Janacek, Mariana Imhof, Nicole Ruckstuhl, Gion Jäggi, Roland Lustenberger, Sabine Forster, Simon Ruggli und fünf weitere Mitwirkende, die nicht namentlich genannt werden möchten.

Finanzierung

Das Projekt wird durch den Alkoholpräventionsfond (APF) mitfinanziert

 

Kooperationspartner

,
,

Kontakt

Haben Sie Fragen zum Projekt? Wir beantworten Ihre Fragen gerne!

Herr Dr. phil. Nikolai Kiselev